Selbstannahme

Selbstannahme. Was ist das eigentlich? „Mich zu lieben“ würde man vielleicht erst denken, aber ist es so einfach? Volker Reder, unser Hauptpastor, hat uns am vergangenen Donnerstag besucht, um mit uns über das Thema ins Gespräch zu kommen.

Volker fasste Selbstannahme so zusammen: Zunächst muss man sich erst einmal selbst erkennen – so wie man ist. Ohne Filter. Ohne Aussagen über die Gegenwart zu treffen, die vielleicht vielmehr einen erwünschten Zustand abbilden. Es bedeutet, auch deine Schwächen zu sehen und dich dennoch so zu mögen, wie du bist.

Das fällt dann doch oft leichter bei anderen als bei dir selbst. Ich mag meinen besten Freund, aber kann ich auch mein eigener Freund sein? Du kannst es auf jeden Fall werden.

Vielleicht kennst du den Gedanken, dass du es gar nicht wert bist. Die Frage: “Bin ich gut genug für diesen Job?“ oder den Gedanken, dass dich niemand möge. Warum zweifeln wir so an uns? War das denn Gottes Plan? Oder sagte er nicht gleich am Anfang, dass der Mensch ´sehr gut` ist“? 

Der Sündenfall kam dazwischen. Wir verletzen uns gegenseitig. Wir beleidigen uns. Wir wollen stark sein und sehnen uns nach Anerkennung und danach, gesehen zu werden. Aus unserer schlechten Meinung über uns selbst entsteht manchmal ein großes Chaos. Aber warum lässt Gott all das zu?

Kann es vielleicht sein, dass Gott uns sagen will: „Geht auf die Knie!“? Wir brauchen Gott und das dürfen wir erkennen. Volker fasst es so zusammen: „Es gibt einen Retter und du bist es nicht“. Du musst nicht die Welt retten. Du bist nicht perfekt, aber das macht deinen Wert nicht geringer. Jesus hat uns seine Liebe mehr als bewiesen und damit auch unseren Wert als Königskinder.

Nun, das zu hören, ist ja ganz schön. Aber hilft dir das, mit deinem Lebensschmerz umzugehen? Vielleicht findest du dich eher darin wieder:

Du fliehst. Du fliehst in Beziehungen, du wechselst ständig die Gemeinde, ziehst oft um, lässt dich von Sucht einnehmen. Und während du das tust, merkst du gar nicht, dass du eigentlich vor dir selber fliehst. Du kommst mit dir nicht klar und deshalb rennst du weg.

Oder bist du eher die Kämpferin oder der Kämpfer? Da ist viel Wut in dir und besser zeigst du klare Kante und bist grundsätzlich dagegen, anstatt zu zeigen, wer du bist. Und im Hintergrund ist da diese Wut auf dich und auf Gott.

Kennst du es, dich zu verstecken hinter deinen Mauern? Ein Lächeln kann kaschieren, wie zerbrochen du innerlich eigentlich bist. Schmerz lässt sich weglachen. Zumindest eine Zeit lang.

Warum gehen wir so mit unseren Schwächen um, anstatt sie zu zeigen? Ist es Angst vor dir selbst? Ist es Schwäche? Einer der bekanntesten Buchschreiber der Bibel kennt das: Paulus. Volker nennt das, was er der Gemeinde in Korinth mitgibt, das „Paulus-Prinzip“.

Paulus hatte da ein Problem. Was genau das ist, sagte er nicht, aber es störte ihn. Es störte ihn so sehr, dass er Gott viel darum gebeten hat, es endlich wegzunehmen – macht Gott aber nicht. Paulus scheint an der Sache am Ende zu wachsen. Er begann anders darauf zu schauen und kommt zu dem Schluss „Meine Kraft zeigt sich in meiner Schwäche!“ Er weiß um seine Schwächen, aber er weiß auch, dass er mit Jesus damit leben kann. „Akzeptieren wir, dass unsere Schwächen unsere Stärken sind.“ Sei nicht neidisch auf die Gaben anderer. Genieß sie doch lieber. Du hast andere. Verstecke deine Schwächen nicht. Du bist großartig, so wie du bist. Gott hat sich dich als Geschenk gemacht. Er wollte dich und will dich noch immer. Egal, wie viele Schwächen du hast.

Paulus hat früher in seinem Leben die Christen verfolgt und umgebracht. Später wurde er selbst Christ und gründete viele Gemeinden. Er war nicht besonders gut im Reden – so mancher ist dabei eingeschlafen – aber Gott hat ihn trotzdem gebraucht. Und er will dich gebrauchen. Mit deinen Schwächen.

Mach mal eine ehrliche Bestandsaufnahme. Wer bist du? Was macht dich aus? Was kannst du? Was kannst du nicht? Tue mal etwas, was du selbst nicht oft tust: Lobe dich. Schau mal, was du schon alles geschafft hast. Vielleicht sagst du, dass Jesus das alles durch dich getan hat. Und da hat er sicher viel mit zu tun, aber du hast dich hingesetzt. Du hast es zugelassen. Du bist losgelaufen. Du hast vertraut. Lobe dich.

Und dann frag dich mal: Was sind deine Erwartungen an dich selbst? Nicht was andere erwarten, sondern was du erwartest. Was willst du erreichen? Und was hast du schon erreicht? Vergleiche dich mit dir selbst. Schau nicht auf die anderen. Schau mal auf dich. Wo warst du in einem Bereich vor einem halben Jahr? Wo stehst du jetzt?

Mach dir klar und lerne, in diesen Wahrheiten mit dir und anderen umzugehen: Du bist großartig. Ein Herzenswunsch Gottes. Nimm dich selbst an, wie er dich angenommen hat.

– Evelyn Clement –