Liebe Geschwister,
die Lage ist angespannt. Mit großer Sorge wenden wir uns mit diesem „Offenen Brief“ an euch. Wir alle sind offensichtlich dünnhäutiger geworden in dieser anstrengenden Zeit mit ihren vielen Herausforderungen. Alle hätten wir uns gewünscht, dass die pandemische Situation sich endlich entspannt. Stattdessen nehmen in Deutschland die allgemeine Anspannung und die Schärfe der Auseinandersetzungen um die verschiedenen Maßnahmen zur Einschränkung zu.
Nun haben Geschwister aus unserer Mitte in unserer „CommuniApp“ Hilfe für die angeboten, die Einschränkungen erleben, weil sie nicht geimpft sind. Die zahlreichen Reaktionen darauf haben uns in ihrer Heftigkeit allerdings nicht nur überrascht, sondern auch zutiefst beschämt. Provokative, verurteilende und verletzende Beiträge sind keine adäquaten Mittel, weder für Angebote noch für Reaktionen. Was hier passiert ist, ist schrecklich und besorgniserregend. Wir alle sind aufgefordert, den Umgang miteinander zu prüfen!
Es schadet unserer Einheit und demontiert unsere Gemeinschaft. Wir geben ein schlechtes Zeugnis für das Evangelium, wenn wir uns so verhalten. Wir schaden damit dem Ansehen Jesu vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt. Satan, der „Widersacher“ und „Durcheinanderbringer“ schaut zu, wie Christen sich zerfleischen und auseinandertreiben lassen. Natürlich können wir über die Corona-Maßnahmen viele verschiedene Ansichten haben. Von der Beurteilung als bestmögliche Fürsorgeausübung bis hin zur Verletzung des Grundgesetzes. Wir können über die Impfung unterschiedlicher Meinung sein, uns austauschen, diskutieren, wertschätzend miteinander streiten. Wenn wir denn dazu fähig sind. Doch letztendlich sind das persönliche Gewissensentscheidungen.
Auch wir als Geschwister in unserer Gemeinde werden hier zu keinem Konsens kommen. Stattdessen rufen wir euch und uns im Moment dazu auf, den guten und sinnvollen Umgang miteinander zu wahren, und uns zuallererst gemeinsam in dieser Phase darauf zu besinnen, dass wir alle den Heiligen Geist „haben“. Machen wir uns klar: Gott verliert auch dann die Kontrolle nicht, wenn Situationen nicht gemäß unserer Vorstellung „gut“ werden. Es gibt eine höhere Sicht des Reiches Gottes und diese wollen wir immer besser kennenlernen, um auch in schwierigen Zeiten nicht zu verzweifeln: »Dein Reich soll kommen. Dein Wille soll geschehen. Wie er im Himmel geschieht, so soll er auch auf der Erde Wirklichkeit werden.« (Mt 6,10)
Daher bitten wir vor allem anderen darum, ins Gebet zu gehen – einzeln, in kleinen Gruppen, in unseren Gebets- und Hauskreisen, in unseren Gottesdiensten. Auch wir als Gemeindeleitung werden das tun: »Zuerst und vor allem bitte ich euch, im Gebet für alle Menschen einzutreten: Bringt eure Wünsche, Fürbitten und euren Dank für sie vor Gott.« (1.Tim 2,1)
Machen wir es wie David, der Gott in Psalm 51,12 um ein reines Herz bittet. Bitten wir ihn, unser Herz von aller Polarisierung und unserem Stolz zu reinigen. Lassen wir das zu, kleiden wir uns bewusst mit Sanftmut und Demut, weil Gott »dem Demütigen Gnade gibt« (Jakobus 4,6). Es geht nicht um unseren Standpunkt, es geht nicht um impfen oder nicht impfen, sondern es geht grundlegend um unsere Fähigkeit zu lieben und Barmherzigkeit zu zeigen!
Sprechen wir, wo nötig geworden, Vergebung aus oder bitten um Vergebung. Leben wir einen Geist der Versöhnung! Und zwar nicht nur mit unseren Worten allein, sondern vor allem mit unseren Herzen!
Fühlen wir mit unseren Mitmenschen mit! Beten wir besonders für diejenigen, die gerade unter großem Druck stehen. Die besorgt oder krank sind, Angst haben oder auch Stigmatisierung und Ausschluss erfahren. Paulus ordnet im Römerbrief, Kapitel 12 an, wie wir uns verhalten sollen: »9 Eure Liebe soll aufrichtig sein. Verabscheut das Böse und haltet am Guten fest. 10 Liebt einander von Herzen als Brüder und Schwestern. Übertrefft euch gegenseitig an Wertschätzung. 11 Lasst nicht nach in eurem Eifer. Lasst euch vom Geist anstecken und dient dem Herrn. 12 Freut euch, dass ihr Hoffnung habt. Bleibt standhaft, wenn ihr leiden müsst. Hört nicht auf zu beten. 13 Helft den Heiligen, wenn sie in Not sind. Seid jederzeit gastfreundlich. 14 Segnet die Menschen, die euch verfolgen. Segnet sie und verflucht sie nicht. 15 Freut euch mit den Fröhlichen. Weint mit den Weinenden. 16 Seid alle miteinander auf Einigkeit aus. Werdet nicht überheblich, sondern lasst euch auf die Unbedeutenden ein. Baut nicht auf eure eigene Klugheit. 17 Vergeltet Böses nicht mit Bösem. Habt anderen Menschen gegenüber nur Gutes im Sinn.«
Diese Liste müssen wir um Christi willen – das ist ein Gebot (!) – unbedingt leben und „weiterschreiben“! Bitte brecht keine Brücken ab, warum auch immer. Helft beim Einkaufen. Tröstet die Erkrankten, steht denen in Quarantäne bei und helft, wo immer Hilfe möglich und erwünscht/erbeten ist. Halte euch fern von wertendem und verurteilendem Denken – das steht keinem von uns zu!
Als Gemeindeleitung werden wir künftig einen provokativen, verurteilenden oder verletzenden Umgang mit Kommunikationskanälen der Gemeinde nicht tolerieren.
Daher »16 lasst uns also voller Zuversicht vor den Thron unseres gnädigen Gottes treten. So können wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden. Und so werden wir zur rechten Zeit Hilfe bekommen.« (Hebr 4)
Gottes Friede sei mit uns allen!
Sebastian Lavo, Andreas Mang, Doreen Mäder, Frank Mertner, Johannes Oehmichen, Martin Petrick, Volker Reder, Arnd Weil (Gemeindeleitung und Pastoren).